August Ernst, Freiherr von Steigentesch Erinnerung

  Im Ulmenhaine, wo mich ernst und düster
  Die Wehmut oft an deinem Arm beschlich,
  Wandl' ich allein; im leisen Blattgeflüster,
  Ahnt meine Seele dich;
5 Den Hain, in dem sich Tag und Dunkel gatten,
  Durchrauscht ein Quell, vom Geissblatt überwebt;
  Dein Bild umschwebt den Quell, sanft wie ein Schatten
  An Lethes Ufern schwebt.
  Des Lebens oft empörte Stürme schweigen;
10 Sanft wie der Mond, verhüllt sie hier die Nacht,
  wenn Philomele in den stillen Zweigen
  des dunklen Hains erwacht.
  Verblühte Bilder früher Tage keimen
  Im ersten Grau der Dämmerung empor,
15 Die Hoffnung hält mir unter Feenträumen
  Der Zukunft Blüten vor.
  Dann träum' ich mich zum fernen Seegestade
  Im Dämmerlicht an deine Seite hin;
  Die Täuschung flieht; der Spiegel der Najade
20 Sagt dass ich einsam bin.
  Und einsam streu' ich Blumen auf die Quelle
  Zum Totenopfer dir, Vergangenheit!
  Und weihend wird der Wehmut diese Stelle
  Zum Tempel eingeweiht.

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