August Kopisch Das grüne Thier und der Naturkenner (1853)
Die Thadener zu Hanerau sind ausgewitzte Leute:
Wär noch kein Pulver in der Welt, erfänden sie es heute!
Allein, allein
So wird es immer sein:
5 Was man zum erstenmal ersicht,
Kennt selber auch der Klügste nicht!
Und – wie einmal die Thadner mähn,
Sie einen grünen Frosch ersehn,
So grüne, so grüne!
10 So grüne war der liebe Frosch und blähte mit dem Kropfe,
Den Thadnern fiel vor Schreck dabei die Mütze von dem Kopfe.
Mit Beinen vier
Ein grünes, grünes Thier!
Das war für sie zu wunderlich,
15 Zu neu und zu absunderlich!
Da mußte gleich der Schultheiß her,
Sollt' sagen, welch ein Thier das wär,
Das grüne, das grüne!
Das grüne Thier der Schultheiß sah, als einen Hupf es machte –
20 Die Thadner wollten schon davon, da sprach der Alte: sachte!
Lauft nicht davon,
Es sitzt und ruhet schon.
Seid still! und ich erklär es bald:
Das Thier kommt aus dem grünen Wald,
25 Der grüne Wald ist selber grün,
Davon ist auch das Thier so grün,
So grüne, so grüne!
So grüne; denn es lebt darin von eitel grünem Laube,
Und – wenn es nicht ein Hirschbock ist, – ist's eine Turteltaube!
30 Da hub der Hauf
Den Schulz mit Schultern auf,
Sie riefen: das ist unser Mann,
Der jeglich Ding erklären kann,
Er kennt und nennt es keck und kühn,
35 Kein Kreatur ist ihm zu grün,
Zu grüne, zu grüne!

Bibliographische Daten
August Kopisch (1799-1853)
Das grüne Thier und der Naturkenner
Die Thadener zu Hanerau sind ausgewitzte Leute: …
1853
Spätromantik
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