August Kopisch Die Heinzelmännchen (1853)

  Wie war zu Cölln es doch vordem
  Mit Heinzelmännchen so bequem!
  Denn, war man faul, ... man legte sich
  Hin auf die Bank und pflegte sich:
5       Da kamen bei Nacht,
        Ehe man's gedacht,
         Die Männlein und schwärmten
         Und klappten und lärmten,
        Und rupften
10       Und zupften,
         Und hüpften und trabten
         Und putzten und schabten ...
  Und eh ein Faulpelz noch erwacht, ...
  War all sein Tagewerk ... bereits gemacht!

15 Die Zimmerleute streckten sich
  Hin auf die Spän' und reckten sich.
  Indessen kam die Geisterschaar
  Und sah was da zu zimmern war.
        Nahm Meißel und Beil
20       und die Säg' in Eil;
         Sie sägten und stachen
         und hieben und brachen,
         Berappten
        Und klappten,
25        Visirten wie Falken
         Und setzten die Balken ....
  Eh sich's der Zimmermann versah ....
  Klapp, stand das ganze Haus ... schon fertig da!

  Beim Bäckermeister war nicht Noth,
30 Die Heinzelmännchen backten Brot.
  Die faulen Burschen legten sich,
  Die Heinzelmännchen regten sich –
        Und ächzten daher
        Mit den Säcken schwer!
35        Und kneteten tüchtig
         Und wogen es richtig,
        Und hoben
        Und schoben,
         Und fegten und backten
40        Und klopften und hackten.
  Die Burschen schnarchten noch im Chor:
  Da rückte schon das Brot, ... das neue, vor!

  Beim Fleischer ging es just so zu:
  Gesell und Bursche lag in Ruh.
45 Indessen kamen die Männlein her
  Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
        Das ging so geschwind
        Wie die Mühl' im Wind!
         Die klappten mit Beilen,
50        Die schnitzten an Speilen.
        Die spülten,
        Die wühlten,
         Und mengten und mischten
         Und stopften und wischten.
55 That der Gesell die Augen auf ...
  Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!

  Beim Schenken war es so: es trank
  Der Küfer bis er niedersank,
  Am hohlen Fasse schlief er ein,
60 Die Männlein sorgten um den Wein,
        Und schwefelten fein
        Alle Fässer ein,
       Und rollten und hoben
       Winden und Kloben,
65       Und schwenkten
        Und senkten,
         Und gossen und panschten
         Und mengten und manschten.
  Und eh der Küfer noch erwacht,
70 War schon der Wein geschönt und fein gemacht!

  Einst hatt' ein Schneider große Pein:
  Der Staatsrock sollte fertig sein;
  Warf hin das Zeug und legte sich
  Hin auf das Ohr und pflegte sich.
75       Da schlüpften sie frisch
        In den Schneidertisch;
         Da schnitten und rückten
         Und nähten und stickten
        Und faßten,
80       Und paßten
         Und strichen und guckten
         Und zupften und ruckten,
  Und eh mein Schneiderlein erwacht:
  War Bürgermeisters Rock ... bereits gemacht!

85 Neugierig war des Schneiders Weib,
  Und macht sich diesen Zeitvertreib:
  Streut Erbsen hin die andre Nacht;
  Die Heinzelmännchen kommen sacht;
        Eins fähret nun aus,
90       Schlägt hin im Haus,
         Die gleiten von Stufen
         Und plumpen in Kufen,
        Die fallen
        Mit Schallen,
95        Die lärmen und schreien
         Und vermaledeien!
  Sie springt hinunter auf den Schall
  Mit Licht: husch husch husch husch! – verschwinden all!

  O weh! nun sind sie alle fort
100 Und keines ist mehr hier am Ort!
  Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
  Man muß nun alles selber thun!
        Ein jeder muß fein
        Selbst fleißig sein,
105        Und kratzen und schaben
         Und rennen und traben,
        Und schniegeln
        Und biegeln,
         Und klopfen und hacken
110        Und kochen und backen.
  Ach, daß es noch wie damals wär!
  Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

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