Christian Felix Weisse Die betrogene Welt

  Der reiche Tor, mit Gold geschmücket,
  Zieht Selimenens Auge an;
  Der wackere Mann wird fortgeschiket,
  Den Stutzer wählt sie sich zum Mann.
5 Es wird ein prächtig Fest vollzogen,
  Bald hinkt die Reue hinterdrein,
  Die Welt will ja betrogen sein,
  Drum werde sie betrogen.

  Beate, die vor wenig Tagen
10 Der Buhlerinnen Krone war,
  Fängt an, sich violett zu tragen
  Und kleidet Kanzel und Altar.
  Dem äusserlichen Schein gewogen,
  Hält mancher sie für engelrein.
15 Die Welt will ja betrogen sein,
  Drum werde sie betrogen.

  Wenn ich mein Karolinchen küsse,
  Schwör' ich zärtlich ew'ge Treu';
  Sie stellt sich , als ob sie nicht wisse,
20 Daß außer mir ein Jüngling sei.
  Als einst mich Chloë weggezogen
  Nahm meine Stelle Damis ein.
  Soll alle Welt betrogen sein,
  So werd' auch ich betrogen.

Neuen Kommentar hinzufügen

Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.