Christoph August Tiedge Es sei kein Gott (1812)

  Es sei kein Gott: und tot sind diese Himmelsflammen;
  Sie haben hin durch deine Nacht geblitzt;
  Und Trümmer baun den wüsten Thron zusammen,
  Auf welchem einsam nur und stumm der Tod noch sitzt.
5 Es sei kein Gott, von dem die Welten stammen;
  Im Schoß des Zufalls ist der Lichttag aufgewacht:
  Der weise Zufall rief, in aller ihrer Pracht,
  Die tausend Sonnen hin in diese Glanzgefilde,
  Damit aus tausend Sonnen -- eine Nacht,
10 Des Nichtseins große Nacht, sich bilde.
  Und die Natur, die holde Pflegerin,
  Auf deren Schoß wir einst in Schlummer fallen,
  Sie fragt umsonst: Woher? Wohin? -- --
  Nein, Gottes Finger schrieb an diese Ätherhallen
15 Mit heller Flammenschrift: Ich bin!
  Dies ist die Schrift, an die auch Engel glauben.
  Wie weit der Kreis auch sei, den Engel überschaun:
  Sie haben weiter noch zu glauben.
  Darfst du dem Zweifel mehr, als einer Welt vertraun?

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