Clemens Brentano Sprich aus der Ferne (1801)

       Sprich aus der Ferne
       Heimliche Welt,
       Die sich so gerne
       Zu mir gesellt.

5  Wenn das Abendrot niedergesunken,
   Keine freudige Farbe mehr spricht,
   Und die Kränze stilleuchtender Funken
   Die Nacht um die schattigte Stirne flicht:

       Wehet der Sterne
10      Heiliger Sinn
       Leis durch die Ferne
       Bis zu mir hin.

   Wenn des Mondes still lindernde Tränen
   Lösen die Nächte verborgenes Weh;
15  Dann wehet Friede. In goldenen Kähnen
   Schiffen die Geister im himmlischen See.

       Glänzende Lieder
       Klingender Lauf
       Ringelt sich nieder,
20      Wallet hinauf.

   Wenn der Mitternacht heiliges Grauen
   Bang durch die dunklen Wälder hinschleicht,
   Und die Büsche gar wundersam schauen,
   Alles sich finster tiefsinnig bezeugt:
25      Wandelt im Dunkeln
       Freundliches Spiel,
       Still Lichter funkeln
       Schimmerndes Ziel.

   Alles ist freundlich wohlwollend verbunden,
30  Bietet sich tröstend und traurend die Hand,
   Sind durch die Nächte die Lichter gewunden,
   Alles ist ewig im Innern verwandt.

       Sprich aus der Ferne
       Heimliche Welt,
35      Die sich so gerne
       Zu mir gesellt.

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