Conrad Ferdinand Meyer Der Daxelhofen (1874)

  Den Hauptmann Daxelhofen
  Bestaunten in der Stadt Paris
  Die Kinder und die Zofen
  Um seines blonden Bartes Vließ –
5 Prinz Condé zog zu Felde,
  Der Hauptmann Daxelhofen auch,
  Da fuhr am Bord der Schelde
  Der Blitz und quoll der Pulverrauch.

  Die Lilienbanner hoben
10 Sich sachte weg aus Niederland
  Und schoben sich und schoben
  Tout doucement zum Rheinesstrand.
  »Herr Prinz, welch köstlich Düften!
  So duftet nur am Rhein der Wein!
15 Und dort der Turm in Lüften,
  Herr Prinz, das ist doch Mainz am Rhein?

  In meinem Pakt geschrieben
  Steht: Ewig nimmer gegens Reich!
  So steht's und ist geblieben
20 Und bleibt sich unverbrüchlich gleich!
  Ich bin von Schwabenstamme,
  Bin auch ein Eidgenosse gut,
  Und daß mich Gott verdamme,
  vergieß ich Deutscher deutsches Blut!

25 In Mainz als Feind zu rücken
  Reißt mich kein Höllenteufel fort,
  Betret ich dort die Brücken,
  So sei mir Hand und Schlund verdorrt!
  Nicht dürft' ich mich bezechen
30 Mit frommen Christenleuten mehr!
  Mein Waffen lieber brechen,
  Als brechen Eid und Mannesehr!«

  »La, la«, kirrt Condé, »ferner
  Dient Ihr um Doppel-Tripellohn.«
35 Da bricht vorm Knie der Berner
  In Stücke krachend sein Sponton,
  Dem Prinzen wirft zu Füßen
  Die beiden Trümmer er und spricht:
  »Den König laß ich grüßen,
40 Das Deutsche Reich befehd ich nicht!«

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