Detlev von Liliencron Frühgang (1907)
Wir wandeln durch die stumme Nacht, der Tamtam ist verklungen,
du schmiegst an meine Brust dich an, ich halte dich unschlungen.
Und wo die dunklen Ypern stehn, ernst wie ein Schwarz Gerüste,
da fand ich deinen kleinen Mund, die rothe Perlenküste.
5 Und langsam sind wir weiter dann weiss ich, wohin, gegangen,
ein hellblau Band im Margen hing, der Tag hat angefangen.
Um Ostern war's, der Frühling will den letzten Frost entthronen,
du pflücktest einen Kranz für mich von weissen Anemonen.
Den legtest du mir um die Stirn - die Sonne kam gezogen
10 und hat dir blended um dein Haupt ein Diadem gebogen.
Du lehntest dich auf meinen Arm, wir träumten ohn' Ermessen,
die Menschen all im Lärm der Welt, die hatten wir vergessen.

Bibliographische Daten
Detlev von Liliencron (1844-1909)
Frühgang
Wir wandeln durch die stumme Nacht, der Tamtam ist verklungen, …
1907
Realismus
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