Emanuel Geibel Rheinsage (1835)

      Am Rhein, am grünen Rheine,
  Da ist so mild die Nacht,
  Die Rebenhügel liegen
  In goldner Mondenpracht.

5      Und an den Hügeln wandelt
  Ein hoher Schatten her
  Mit Schwert und Purpurmantel,
  Die Krone vom Golde schwer.

       Das ist der Karl, der Kaiser,
10 Der mit gewalt'ger Hand
  Vor vielen hundert Jahren
  Geherrscht im deutschen Land.

       Er ist heraufgestiegen
  Zu Aachen aus der Gruft
15 Und segnet seine Reben
  Und atmet Traubenduft.

       Bei Rüdesheim da funkelt
  Der Mond ins Wasser hinein
  Und baut eine goldene Brücke
20 Wohl über den grünen Rhein.

       Der Kaiser geht hinüber
  Und schreitet langsam fort,
  Und segnet längs dem Strome
  Die Reben an jedem Ort.

25      Dann kehrt er heim nach Aachen
  Und schläft in seiner Gruft,
  Bis ihn im neuen Jahre
  Erweckt der Trauben Duft.

       Wir aber füllen die Römer
30 Und trinken im goldenen Saft
  Uns deutsches Heldenfeuer
  Und deutsche Heldenkraft.

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