Emanuel Geibel Rühret nicht daran (1843)
Wo still ein Herz voll Liebe glüht
O rühret, rühret nicht daran!
Den Gottesfunken löscht nicht aus!
Fürwahr, es ist nicht wohlgetan.
5 Wenn's irgend auf dem Erdenrund
Ein unentweihtes Plätzchen gibt,
So ist's ein junges Menschenherz,
Das fromm zum ersten Male liebt.
O gönnet ihm den Frühlingstraum,
10 In dem's voll ros'ger Blüten steht!
Ihr wißt nicht, welch ein Paradies
Mit diesem Traum verloren geht.
Es brach schon manch ein starkes Herz,
Da man sein Lieben ihm entriß,
15 Und manches duldend wandte sich
Und ward voll Haß und Finsternis;
Und manches, das sich blutend schloß,
Schrie laut nach Luft in seiner Not,
Und warf sich in den Staub der Welt;
20 Der schöne Gott in ihm war tot.
Dann weint ihr wohl und klagt euch an;
Doch keine Träne heißer Reu'
Macht eine welke Rose blühn,
Erweckt ein totes Herz aufs neu.

Bibliographische Daten
Emanuel Geibel (1815-1885)
Rühret nicht daran
Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm. …
1843
Spätromantik
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