Emanuel Geibel Spielmanns Lied (1847)

  Und legt ihr zwischen mich und sie
  auch Strom und Tal und Hügel
  gestrenge Herrn, ihr trennt uns nicht
  das Lied, das Lied der Flügel.
5 Ich bin ein Spielmann wohlbekannt
  ich mache mich auf die Reise,
  und sing hinfort durchs ganze Land
  nur nicht die eine Weise:
  Ich habe dich lieb, du Süsse
10 du meine Lust und Qual,
  ich habe dich lieb und grüsse
  dich tausend-, tausendmal!

  Und wandr' ich durch den laub'gen Wald
  wo Fink und Amsel schweifen:
15 mein Lied erlauscht das Völkchen bald
  und hebt es an zu pfeifen.
  Und auf der Heide hört's der Wind
  der spannt die Flügel heiter
  und trägt es über den Strom geschwind
20 und über den Berg und weiter:
  Ich habe dich lieb, du Süsse
  du meine Lust und Qual,
  ich habe dich lieb und grüsse
  dich tausend-, tausendmal!

25 Durch Stadt und Dorf, durch Wies' und Korn
  spiel' ich's auf meinen Zügen,
  das singen's bald zu Nacht am Born
  die Mägde mit den Krügen;
  der Jäger summt es vor sich her
30 spürt er im Buchenhage;
  der Fischer wirft sein Netz in's Meer
  und singt's zum Ruderschlage:
  Ich habe dich lieb, du Süsse
  du meine Lust und Qual,
35 ich habe dich lieb und grüsse
  dich tausend-, tausendmal!

  Und frischer Wind und Waldvöglein
  und Fischer, Mägd' und Jäger,
  die müssen alle Bitten sein
40 und meiner Liebe Träger.
  So kommt's im Ernst, so kommt's im Scherz
  zu deinem Ohr am Ende,
  und wenn du's hörst, da pocht dein Herz
  du spürst es, wer es sende:
45 Ich habe dich lieb, du Süsse
  du meine Lust und Qual,
  ich habe dich lieb und grüsse
  dich tausend-, tausendmal!

Neuen Kommentar hinzufügen

Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.