Ernst Moritz Arndt Die Leipziger Schlacht (1813)

  1813

  Wo kommst du her in dem rothen Kleid?
  Und färbst das Gras auf dem grünen Plan?
  Ich komm' aus blutigem Männerstreit,
5 Ich komme roth von der Ehrenbahn.
  Wir haben die blutige Schlacht geschlagen,
  Drob müssen die Mütter und Bräute klagen,
  Da ward ich so roth.

  Sag' an, Gesell, und verkünde mir,
10 Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?
  Bei Leipzig trauert das Mordrevier,
  Das manches Auge voll Thränen macht,
  Da flogen die Kugeln wie Winterflocken
  Und Tausenden mußte der Athem stocken
15 Bei Leipzig der Stadt.

  Wie heißen, die zogen ins Todesfeld
  Und ließen fliegende Banner aus?
  Es kamen Völker aus aller Welt,
  Die zogen gegen die Franzosen aus,
20 Die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen
  Und die nach dem glorreichen Oestreich heißen,
  Die zogen all aus.

  Wem ward der Sieg in dem harten Streit,
  Wem ward der Preis mit der Eisenhand?
25 Die Wälschen hat Gott wie der Spreu zerstreut,
  Die Wälschen hat Gott verweht wie den Sand;
  Viele Tausende decken den grünen Rasen,
  Die Uebriggebliebnen entflohen wie Hasen,
  Napoleon mit.

30 Nimm Gottes Lohn! habe Dank, Gesell!
  Das war ein Klang, der das Herz erfreut!
  Das klang wie himmlische Cymbeln hell,
  Habe Dank der Mähr von dem blutigen Streit!
  Laß' Wittwen und Bräute die Todten klagen,
35 Wir singen noch fröhlich in spätesten Tagen,
  Die Leipziger Schlacht.

  O Leipzig, freundliche Lindenstadt,
  Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal:
  Solange rollet der Jahre Rad,
40 Solange scheinet der Sonnenstrahl,
  Solange die Ströme zum Meere reisen,
  Wird noch der späteste Enkel preisen
  Die Leipziger Schlacht.

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