Ferdinand Freiligrath Die Trompete von Gravelotte* (1870)

  Sie haben Tod und Verderben gespien:
  Wir haben es nicht gelitten.
  Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien,
  Wir haben sie niedergeritten.

5 Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,
  Tief die Lanzen und hoch die Fahnen,
  So haben wir sie zusammengesprengt, -
  Kürassiere wir und Ulanen.

  Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt;
10 Wohl wichen sie unsern Hieben,
  Doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt,
  Unser zweiter Mann ist geblieben.

  Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,
  So lagen sie bleich auf dem Rasen,
15 In der Kraft, in der Jugend dahingerafft, -
  Nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!

  Und er nahm die Trompet', und er hauchte hinein;
  Da, - die mutig mit schmetterndem Grimme
  Uns geführt in den herrlichen Kampf hinein,
20 Der Trompete versagte die Stimme!

  Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmerz,
  Entquoll dem metallenen Munde;
  Eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz, -
  Um die Toten klagte die wunde!

25 Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein,
  Um die Brüder, die heut gefallen, -
  Um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein,
  Erhub sie gebrochenes Lallen.

  Und nun kam die Nacht, und wir ritten hindann,
30 Rundum die Wachtfeuer lohten;
  Die Rosse schnoben, der Regen rann -
  Und wir dachten der Toten, der Toten!

  * Tatsächlich. Nach einem jüngst durch die Blätter laufenden
  Schreiben des Majors im Magdeburgischen Kürassier-Regiment, Grafen Schmettow.

Neuen Kommentar hinzufügen

Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.