Ferdinand Freiligrath Ruhe in der Geliebten (1835)

  So lass mich ruhen ohne Ende,
  So lass mich sitzen für und für,
  Leg' Deine beiden frommen Hände
  Auf die erhitzte Stirne mir.

5 Auf meinen Knie'n zu Deinen Füssen,
  Da lass mich ruh'n in trunkner Lust.
  Lass mich das Auge selig schliessen
  In Deinem Arm, an Deiner Brust.

  Lass es mich öffnen nur dem Schimmer,
10 Der Deines wunderbar erhellt,
  In dem ich raste nun für immer,
  O Du mein Leben, meine Welt.

  Lass es mich öffnen nur der Träne,
  Die brennend heiss sich ihm entringt,
15 Und hell und lustig, eh' ich's wähne,
  Durch die geschlossne Wimper springt.

  So bin ich fromm! So bin ich stille,
  So bin ich sanft, so bin ich gut.
  Ich habe Dich, das ist die Fülle.
20 Ich habe Dich, mein Wünschen ruht!

  Dein Arm ist meiner Unrast Wiege,
  Vom Mohn der Liebe sanft umglüht,
  Und jeder deiner Atemzüge
  Haucht mir ins Herz ein Schlummerlied.

25 Und jeder ist für mich ein Leben,
  Ha, so zu rasten Tag für Tag,
  Zu lauschen so mit sel'gem Beben
  Auf unsres Herzens Wechselschlag!

  In unsrer Liebe Nacht versunken
30 Sind wir entfloh'n aus Welt und Zeit.
  Wir ruh'n und träumen und sind trunken
  In seligster Verschlossenheit.

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