Ferdinand Raimund Hobellied (1833)

  Da streiten sich die Leut herum
  Oft um den Wert des Glücks,
  Der eine heißt den andern dumm,
  Am End weiß keiner nix.
5 Da ist der allerärmste Mann
  Dem andern viel zu reich.
  Das Schicksal setzt den Hobel an
  Und hobelt s' beide gleich.

  Die Jugend will halt stets mit Gwalt
10 In allen glücklich sein,
  Doch wird man nur ein bissel alt,
  Da find man sich schon drein.
  Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus!
  Das bringt mich nicht in Wut.
15 Da klopf ich meinen Hobel aus
  Und denk, du brummst mir gut.

  Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
  Und zupft mich: Brüderl, kumm!
  Da stell ich mich im Anfang taub
20 Und schau mich gar nicht um.
  Doch sagt er: Lieber Valentin!
  Mach keine Umständ! Geh!
  Da leg ich meinen Hobel hin
  Und sag der Welt Adje. (Ab.)

25  Repetition
  Ein Tischler, wenn sein War gefällt,
  Hat manche frohe Stund,
  Das Glück ist doch nicht in der Welt
  Mit Reichtum bloß im Bund.
30 Seh ich soviel zufriednen Sinn,
  Da flieht mich alles Weh.
  Da leg ich nicht den Hobel hin,
  Sag nicht der Kunst Adje! (Ab.)

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