Franz Kugler Rudelsburg* (Mel.: Heute scheid’ ich, heute wandr’ ich) (1826)
An der Saale hellem Strande
Stehen Burgen stolz und kühn.
Ihre Dächer sind zerfallen,
Und der Wind streicht durch die Hallen,
5 Wolken ziehen drüber hin.
Zwar die Ritter sind verschwunden,
Nimmer klingen Speer und Schild;
Doch dem Wandersmann erscheinen
In den altbemoosten Steinen
10 Oft Gestalten zart und mild.
Droben winken holde Augen,
Freundlich lacht manch rother Mund.
Wandrer schaut wohl in die Ferne,
Schaut in holder Augen Sterne,
15 Herz ist heiter und gesund.
Und der Wandrer zieht von dannen,
Denn die Trennungsstunde ruft;
Und er singet Abschiedslieder,
Lebewohl tönt ihm hernieder,
20 Tücher wehen in der Luft.
* Der Dichter bittet die verehrlichen Herausgeber deutscher Lieder-
bücher, die dem vorstehenden Liede in ihren Sammlungen noch ferner
eine Stelle schenken wollen, dasselbe geneigtest so abzuschreiben, wie es
hier steht und wie es vor vierzehn Jahren in einer schönen Sommernacht
25 auf einen der Tische in der Rudelsburg aufgeschrieben ward. Wir waren
damals ein kleiner Kreis von fröhlichen Studenten, und meine Freude haben
das Lied weiter umhergetragen; heuer jedoch ist es – wie Robert Reinick
zu sagen pflegt: – schon gar sehr zersungen worden. Vor Allem aber
werden die genannten Herausgeber gebeten, so leichte Waare, wie dies
30 Lied enthält, nicht ferner einem so hochverehrten Meister, wie Ludwig
Uhland, zuschreiben zu wollen.

Bibliographische Daten
Franz Kugler (1808-1858)
Rudelsburg* (Mel.: Heute scheid’ ich, heute wandr’ ich)
An der Saale hellem Strande …
1826
Spätromantik
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