Franz Xaver Freiherr von Schlechta Liebeslauschen

  Hier unten steht ein Ritter
  Im hellen Mondenstrahl,
  Und singt zu seiner Zither
  Ein Lied von süßer Qual;

5 »Lüfte, spannt die blauen Schwingen
  Sanft für meine Botschaft aus,
  Rufet sie mit leisem Klingen
  An dies Fensterlein heraus.

  Sagt ihr, daß im Blätterdache
10 Seufz' ein wohlbekannter Laut,
  Sagt ihr, daß noch einer wache,
  Und die Nacht sei kühl und traut.

  Sagt ihr, wie des Mondes Welle
  Sich an ihrem Fenster bricht,
15 Sagt ihr, wie der Wald, die Quelle
  Heimlich und von Liebe spricht!

  Laß ihn leuchten durch die Bäume,
  Deines Bildes süßen Schein,
  Das sich hold in meine Träume
20 Und mein Wachen webet ein.«

  Doch drang die zarte Weise
  Wohl nicht zu Liebchens Ohr,
  Der Sänger schwang sich leise
  Zum Fensterlein empor.

25 Und oben zog der Ritter
  Ein Kränzchen aus der Brust;
  Das band er fest am Gitter
  Und seufzte: »Blüht in Lust!«

  »Und fragt sie, wer euch brachte,
30 Dann, Blumen, tut ihr kund.«
  Ein Stimmchen unten lachte:
  »Dein Ritter Liebemund.«

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