Friedrich Hebbel Requiem (1840)

       Seele, vergiß sie nicht,
       Seele, vergiß nicht die Toten!

  Sieh, sie umschweben dich,
  Schauernd, verlassen,
5 Und in den heiligen Gluten,
  Die den Armen die Liebe schürt,
  Atmen sie auf und erwarmen
  Und genießen zum letztenmal
  Ihr verglimmendes Leben.

10      Seele, vergiß sie nicht,
       Seele, vergiß nicht die Toten!

  Sieh, sie umschweben dich,
  Schauernd, verlassen,
  Und wenn du dich erkaltend
15 Ihnen verschließest, erstarren sie
  Bis hinein in das Tiefste.
  Dann ergreift sie der Sturm der Nacht,
  Dem sie, zusammengekrampft in sich,
  Trotzten im Schoße der Liebe,
20 Und er jagt sie mit Ungestüm
  Durch die unendliche Wüste hin,
  Wo nicht Leben mehr ist, nur Kampf
  Losgelassener Kräfte
  Um erneuertes Sein!

25      Seele, vergiß sie nicht,
       Seele, vergiß nicht die Toten!

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