Friedrich Hölderlin Des Morgens (1799)
Vom Taue glänzt der Rasen; beweglicher
Eilt schon die wache Quelle; die Buche neigt
Ihr schwankes Haupt und im Geblätter
Rauscht es und schimmert; und um die grauen
5 Gewölke streifen rötliche Flammen dort,
Verkündende, sie wallen geräuschlos auf;
Wie Fluten am Gestade, wogen
Höher und höher die Wandelbaren.
Komm nun, o komm, und eile mir nicht zu schnell,
10 Du goldner Tag, zum Gipfel des Himmels fort!
Denn offner fliegt, vertrauter dir mein
Auge, du Freudiger zu, so lang du
In deiner Schöne jugendlich blickst und noch
Zu herrlich nicht, zu stolz mir geworden bist;
15 Du möchtest immer eilen, könnt ich,
Göttlicher Wandrer, mit dir! – doch lächelst
Des frohen Übermütigen du, daß er
Dir gleichen möchte; Segne mir lieber dann
Mein sterblich Tun und heitre wieder,
20 Gütiger! heute den stillen Pfad mir!

Bibliographische Daten
Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Des Morgens
Vom Taue glänzt der Rasen; beweglicher …
1799
Frühromantik
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