Friedrich Hölderlin Hyperions Schicksalslied (1798)

  Ihr wandelt droben im Licht
     Auf weichem Boden, selige Genien!
       Glänzende Götterlüfte
         Rühren euch leicht,
5          Wie die Finger der Künstlerin
             Heilige Saiten.

  Schicksallos, wie der schlafende
     Säugling, atmen die Himmlischen;
       Keusch bewahrt
10        In bescheidener Knospe,
           Blühet ewig
             Ihnen der Geist,
               Und die seligen Augen
                 Blicken in stiller
15                  Ewiger Klarheit.

  Doch uns ist gegeben,
     Auf keiner Stätte zu ruhn,
       Es schwinden, es fallen
         Die leidenden Menschen
20          Blindlings von einer
             Stunde zur andern,
               Wie Wasser von Klippe
                 Zu Klippe geworfen,
                    Jahr lang ins Ungewisse hinab.

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