Friedrich Rückert Ich hab’ es wohl gefühlt, daß eine Binde (1812)

  Ich hab' es wohl gefühlt, daß eine Binde
     Von Amors Zaubern um mein Antlitz hange;
     Ich hab' es wohl gemerkt, daß eine Spange
     Von seinen Täuschungen den Geist umwinde.
5 Ich aber wollte selber meine blinde
     Glückseligkeit nicht stören in dem Gange;
     Ach, dem Geschick währt bald ein Glück zu lange,
     Und weise ruft es meiner Thorheit: Schwinde!
  Ich hab' es ja gewußt, daß ich geträumet,
10    Doch wollt' ich selbst nicht meinen Traum zerschlagen,
     Denn nur in Träumen wohnt das Glück der Erde.
  Jetzt hat die Kraft des Schlaftrunks ausgeschäumet,
     Wach zieh' ich ab, und meine Seufzer fragen:
     Ob ich so süß noch einmal träumen werde?

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