Friedrich Rückert Ich hab’ es wohl gefühlt, daß eine Binde (1812)
Ich hab' es wohl gefühlt, daß eine Binde
Von Amors Zaubern um mein Antlitz hange;
Ich hab' es wohl gemerkt, daß eine Spange
Von seinen Täuschungen den Geist umwinde.
5 Ich aber wollte selber meine blinde
Glückseligkeit nicht stören in dem Gange;
Ach, dem Geschick währt bald ein Glück zu lange,
Und weise ruft es meiner Thorheit: Schwinde!
Ich hab' es ja gewußt, daß ich geträumet,
10 Doch wollt' ich selbst nicht meinen Traum zerschlagen,
Denn nur in Träumen wohnt das Glück der Erde.
Jetzt hat die Kraft des Schlaftrunks ausgeschäumet,
Wach zieh' ich ab, und meine Seufzer fragen:
Ob ich so süß noch einmal träumen werde?

Bibliographische Daten
Friedrich Rückert (1788-1866)
Ich hab’ es wohl gefühlt, daß eine Binde
Ich hab' es wohl gefühlt, daß eine Binde …
1812
Spätromantik
Neuen Kommentar hinzufügen
Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.