Friedrich Rückert O süße Mutter! (1840)
»O süße Mutter,
Ich kann nicht spinnen,
Ich kann nicht sitzen
Im Stüblein innen
5 Im engen Haus;
Es stockt das Rädchen
Es reißt das Fädchen,
O süße Mutter,
Ich muß hinaus.
10 »Der Frühling zucket
Hell durch die Scheiben;
Wer kann nun sitzen,
Wer kann nun bleiben
Und fleißig sein?
15 O laß mich gehen
Und laß mich sehen,
Ob ich kann fliegen
Wie Vögelein.
»O laß mich sehen,
20 O laß mich lauschen,
Wo Lüftlein wehen,
Wo Bächlein rauschen,
Wo Blümlein blühn.
Laß sie mich pflücken
25 Und schön mir schmücken
Die braunen Locken
Mit buntem Grün.
»Und kommen Knaben
Im wilden Haufen;
30 So will ich traben,
So will ich laufen,
Nicht stille stehn;
Will hinter Hecken
Mich hier verstecken,
35 Bis sie mit Lärmen
Vorübergehn.
»Bringt aber Blumen
Ein frommer Knabe,
Die ich zum Kranze
40 Just nötig habe;
Was soll ich thun?
Darf ich wohl nickend
Ihm freundlich blickend,
O süße Mutter,
45 Zur Seit' ihm ruhn?«

Bibliographische Daten
Friedrich Rückert (1788-1866)
O süße Mutter!
»O süße Mutter, …
1840
Spätromantik
« Karl August Graf von Platen Hallermund: Wie rafft ich mich auf in der Nacht, in der Nacht
» Theodor Fontane: Würd’ es mir fehlen, würd’ ich’s vermissen?
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