Friedrich Schlegel Im Walde (1829)

      Windes Rauschen, Gottes Flügel,
  Tief in kühler Waldesnacht;
  Wie der Held in Rosses Bügel,
  Schwingt sich des Gedankens Macht.
5 Wie die alten Tannen sausen,
  Hört man Geistes Wogen brausen.

      Herrlich ist der Flamme Leuchten
  In des Morgenglanzes Roth,
  Oder die das Feld befeuchten,
10 Blitze, schwanger oft von Tod.
  Rasch die Flamme zuckt und lodert,
  Wie zu Gott hinaufgefodert.

      Ewig's Rauschen sanfter Quellen,
  Zaubert Blumen aus dem Schmerz;
15 Trauer, doch in linden Wellen,
  Schlägt uns lockend an das Herz;
  Fernab hin der Geist gezogen,
  Die uns locken, durch die Wogen.

      Drang des Lebens aus der Hülle,
20 Kampf der starken Triebe wild;
  Wird zur schönsten Liebesfülle,
  Durch des Geistes Hauch gestillt.
  Schöpferischer Lüfte Wehen
  Fühlt man durch die Seele gehen.

25     Windes Rauschen, Gottes Flügel,
  Tief in dunkler Waldesnacht!
  Frei gegeben alle Zügel,
  Schwingt sich des Gedanken Macht,
  Hört in Lüften ohne Grausen
30 Den Gesang der Geister brausen.

Weitere Gedichte von Friedrich Schlegel

Neuen Kommentar hinzufügen

Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.