Friedrich von Matthisson Der Geistertanz (Pulvis et umbra sumus Hor.) (1816)

  Die breterne Kammer
       Der Todten erbebt,
  Wenn zwölf Mahl den Hammer
       Die Mitternacht hebt.

5 Rasch tanzen um Gräber
       Und morsches Gebein
  Wir luftigen Schweber
       Den sausenden Reihn.

  Was winsen die Hunde
10      Beym schlafenden Herrn?
  Sie wittern die Runde
       Der Geister von fern.

  Die Raben entflattern
       Der wüsten Abtey,
15 Und fliehn an den Gattern
       Des Kirchhofs vorbey.

  Wir gaukeln, wir scherzen
       Hinab und empor,
  Gleich irrenden Kerzen
20      Im dunstigen Moor.

  O Herz! dessen Zauber
       Zur Marter uns ward,
  Du ruhst nun, in tauber
       Verdumpfung, erstarrt.

25 Tief bargst du im düstern
       Gemach unser Weh;
  Wir Glücklichen Flüstern
       Dir fröhlich: Ade!

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