Friedrich Wilhelm von Hoven Ossians Sonnengesang

  O die du rund, wie meiner Väter Schild,
  Wandelst Sonne, Sonne dort oben, woher deine ewig Licht?
  Von wannen quillt dein Strahlenstrom?
  Mit Majestät erhaben trittst du herfür.
5 Da zittern zurück
  Die dunklen Gestirne vom tagenden Himmel;
  Frostig bleich fliehet der Mond, ins Abendwelten Gewimmel,
  Finster vor deinem allherrschenden Blick.

  Einsam gehst du, angetan mit Lichte;
10 Wer in deinem Lauf giebt dir Geleit?
  Von den Bergen stürzt die stolze Fichte,
  Berge selbst zerstäuben vor der Zeit.
  Gen Himmel steigt und niederfällt das Meer;
  Aber du jauchzest unwandelbar herrlich daher.
15 Wenn durchs Dunkel zucken die Blitze,
  Wenn Orkane heulen, durch die Felsenritze,

  Hagel regnet, wenn der Donner kracht,
  Und die Welt der Sturm begräbt in Nacht;
  Schauest du aus deiner Wolkenwiege,
20 Lächelst du der Elemente Kriege.
  Aber ach! für Ossian vergebens
  Lächelst du, du Quelle alles Lebens;
  nimmer sieht er deinen goldnen Strahl
  Niederfliessen in das Morgental,

25 Nimmer dich umrauscht von Wellenschwarme
  Niederwiegen in des Abends Arme.
  Doch o Sonne, wirst auch du vielleicht
  Sonne ach! wie Ossian verschwinden?
  Daß auch deine Jugendkraft entweicht,
30 Daß auch einstens deine Tage enden,
  Daß du schläfst in deiner Wolkengruft,
  Hörest nimmer, wenn der Morgen ruft.

  O so freu dich deiner Jugendschöne;
  Bleich und unhold ist des Alters Miene,
35 Düster, wie wenn Mondenlicht
  Durch zerissne Winterwolken bricht,
  Wenn hinauf der Nebel strömt am Hügel,
  Durch die Ebne rasselt Nordwinds Flügel,
  Und in Mitte seiner Fahrt
40 Der Wanderer erstarrt.

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