Georg Heym Im Haar ein Nest von jungen Wasserratten (1910)

  Im Haar ein Nest von jungen Wasserratten,
  Und die beringten Hände auf der Flut
  Wie Flossen, also treibt sie durch den Schatten
  Des großen Urwalds, der im Wasser ruht.

5 Die letzte Sonne, die im Dunkel irrt,
  Versenkt sich tief in ihres Hirnes Schrein.
  Warum sie starb? Warum sie so allein
  Im Wasser treibt, das Farn und Kraut verwirrt?

  Im dichten Röhricht steht der Wind. Er scheucht
10 Wie eine Hand die Fledermäuse auf.
  Mit dunklem Fittich, von dem Wasser feucht
  Stehn sie wie Rauch im dunklen Wasserlauf,

  Wie Nachtgewölk. Ein langer, weißer Aal
  Schlüpft über ihre Brust. Ein Glühwurm scheint
15 Auf ihrer Stirn. Und eine Weide weint
  Das Laub auf sie und ihre stumme Qual.

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