Georg Trakl

De Profundis (1912)

  Es ist ein Stoppelfeld, in das ein schwarzer Regen fällt.
  Es ist ein brauner Baum, der einsam dasteht.
  Es ist ein Zischelwind, der leere Hütten umkreist.
  Wie traurig dieser Abend.

5 Am Weiler vorbei
  Sammelt die sanfte Waise noch spärliche Ähren ein.
  Ihre Augen weiden rund und goldig in der Dämmerung
  Und ihr Schoß harrt des himmlischen Bräutigams.

  Bei der Heimkehr
10 Fanden die Hirten den süßen Leib
  Verwest im Dornenbusch.

  Ein Schatten bin ich ferne finsteren Dörfern.
  Gottes Schweigen
  Trank ich aus dem Brunnen des Hains.

15 Auf meine Stirne tritt kaltes Metall
  Spinnen suchen mein Herz.
  Es ist ein Licht, das in meinem Mund erlöscht.

  Nachts fand ich mich auf einer Heide,
  Starrend von Unrat und Staub der Sterne.
20 Im Haselgebüsch
  Klangen wieder kristallne Engel.