Georg Trakl Herbst (1909)

  Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
  Folg' ich der Vögel wundervollen Flügen,
  Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen
  Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.

5 Hinwandelnd durch den nachtverschloßnen Garten,
  Träum' ich nach ihren helleren Geschicken,
  Und fühl' der Stunden Weiser kaum mehr rücken –
  So folg' ich über Wolken ihren Fahrten.

  Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
10 Ein Vogel klagt in den entlaubten Zweigen
  Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,

  Indess' wie blasser Kinder Todesreigen,
  Um dunkle Brunnenränder, die verwittern
  Im Wind sich fröstelnd fahle Astern neigen.

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