Georg Trakl Nachtseele (2. Fassung) (1909)

  Schweigsam stieg von schwarzen Wäldern ein blaues Wild
  Die Seele nieder.
  Da es Nacht war; über moosige Stufen ein schneeiger Quell.

  Blut und Waffengetümmel vergangner Zeiten
5 Rauscht im Föhrengrund,
  Der Mond scheint immer in verfallene Zimmer;

  Trunken von dunklen Giften, silberne Larve
  Über schlummernde Hirten geneigt,
  Haupt, das schweigend seine Sagen verlassen.

10 O, dann öffnet jenes langsam die kalten Hände
  Unter steinernen Bogen
  Leise steigt ein goldener Sommer ans erblindete Fenster

  Und es läuten im Grün die Schritte der Tänzerin
  Die Nacht lang,
15 Öfter ruft in purpurner Schwermut das Käuzchen den Trunkenen.

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