Gottfried August Bürger An das Herz (1793)

  Sonett

  Lange schon in manchem Sturm' und Drange
  Wandeln meine Füße durch die Welt.
  Bald den Lebensmüden beigesellt,
5 Ruh' ich aus von meinem Pilgergange.

  Leise sinkend faltet sich die Wange;
  Jede meiner Blüten welkt und fällt.
  Herz, ich muß dich fragen: Was erhält
  Dich in Kraft und Fülle noch so lange?

10 Trotz der Zeit Despoten-Allgewalt,
  Fährst du fort, wie in des Lenzes Tagen,
  Liebend wie die Nachtigall zu schlagen.

  Aber ach! Aurora hört es kalt,
  Was ihr Tithons Lippen Holdes sagen. –
15 Herz, ich wollte, du auch würdest alt!

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