Gottfried Keller Es gehet eine schöne Sage (1844)
Es gehet eine schöne Sage
Wie Märchenduft auf Erden um,
Wie eine süße Sehnsuchtsklage
In lauer Frühlingsnacht herum.
5 Das ist das Lied vom Völkerfrieden
Und von dem letzten Menschenglück,
Von goldner Zeit, die einst hienieden
Mit Glanz und Reinheit kehrt zurück;
Wo einig alle Völker beten
10 Zum einen König, Gott und Hirt, –
Von jenem Tag, wo den Propheten
Ihr ehern Recht gesprochen wird!
Nur eine Schmach wirds fürder geben,
Nur eine Sünde auf der Welt:
15 Das ist das eitle Widerstreben,
Das es für Traum und Wahnsinn hält.
Wer diese Hoffnung hat verloren
Und böslich sie verloren gab,
Der wäre besser ungeboren
20 Und ihm gebührt kein Menschengrab!

Bibliographische Daten
Gottfried Keller (1819-1890)
Es gehet eine schöne Sage
Es gehet eine schöne Sage …
1844
Realismus
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