Gottfried Keller Kunigunde (1855)

  Das Köhlerweib ist trunken
  Und singt im Wald;
  Hört ihr, wie ihre Stimme
  Im Grünen hallt?

5 Ruht auf der roten Nase
  Der Abendstrahl:
  Glüht sie, wie wilde Rosen
  Im dunklen Tal.

  Sie war die feinste Blume,
10 Berühmt im Land;
  Es warben Reich' und Arme
  Um ihre Hand.

  Sie trat in Gürtelketten
  So stolz einher;
15 Den Bräutigam zu wählen,
  Fiel ihr zu schwer!

  Da hat sie überlistet
  Der rote Wein -
  Wie müssen alle Dinge
20 Vergänglich sein!

  Das Köhlerweib ist trunken
  Und singt im Wald;
  Wie durch die Dämmrung gellend
  Ihr Lied erschallt!

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