Gottfried Keller Kunigunde (1855)
Das Köhlerweib ist trunken
Und singt im Wald;
Hört ihr, wie ihre Stimme
Im Grünen hallt?
5 Ruht auf der roten Nase
Der Abendstrahl:
Glüht sie, wie wilde Rosen
Im dunklen Tal.
Sie war die feinste Blume,
10 Berühmt im Land;
Es warben Reich' und Arme
Um ihre Hand.
Sie trat in Gürtelketten
So stolz einher;
15 Den Bräutigam zu wählen,
Fiel ihr zu schwer!
Da hat sie überlistet
Der rote Wein -
Wie müssen alle Dinge
20 Vergänglich sein!
Das Köhlerweib ist trunken
Und singt im Wald;
Wie durch die Dämmrung gellend
Ihr Lied erschallt!

Bibliographische Daten
Gottfried Keller (1819-1890)
Kunigunde
Das Köhlerweib ist trunken …
1855
Realismus
Neuen Kommentar hinzufügen
Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.