Gottfried Kinkel Provençalisches Lied (1873)
Am Strande der Dürançe
In blühender Provençe,
Da ragt im Sonnenglanze
Des Vaters Schloß empor.
5 Mich hat der Sturm verschlagen,
Es bringt der Eltern Klagen
Kein Hauch aus West getragen
Zu der Gefangnen Ohr.
Ob noch zu Kirchenhallen
10 Die Frommen gläubig wallen,
Ob noch die Glocken schallen
Ins Land den Festesgruß?
Weh mir, daß ich mit Tücken
Der Männer Herz berücken,
15 Mit frevelndem Entzücken
Zum Mord sie locken muß.
O grünt ihr noch, Oliven,
Wo wir am Mittag schliefen,
Wenn kühl in blauen Tiefen
20 Gerauscht der Rhone Flut?
Stumm ring ich meine Hände,
Nie hat mein Gram ein Ende,
Es schmachtet Melisende
In Ostens Todesglut.

Bibliographische Daten
Gottfried Kinkel (1815-1882)
Provençalisches Lied
Am Strande der Dürançe …
1873
Realismus
Neuen Kommentar hinzufügen
Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.