Gottlieb Conrad Pfeffel Die Tobakspfeife (1782)

     »Gott grüß' euch, Alter! – schmeckt das Pfeifchen?
  Weis't her! – Ein Blumenkopf
  Von rothem Thon mit goldnem Reifchen! –
  Was wollt ihr für den Kopf?«

5    O Herr, den Kopf kann ich nicht lassen,
  Er kömmt vom bravsten Mann,
  Der ihn, Gott weiß es, einem Bassen
  Bey Belgrad abgewann.

     Da, Herr, da gab es rechte Beute,
10 Es lebe Prinz Eugen!
  Wie Grummet sah man unsre Leute
  Der Türken Glieder mähn. –

     »Ein andermal von euren Thaten;
  Hier, Alter, seyd kein Tropf,
15 Nehmt diesen doppelten Dukaten
  Für euern Pfeifenkopf.«

     Ich bin ein armer Kerl und lebe
  Von meinem Gnadensold;
  Doch, Herr, den Pfeifenkopf, den gebe
20 Ich nicht um alles Gold.

     Hört nur: Einst jagten wir Husaren
  Den Feind nach Herzenslust,
  Da schoß ein Hund von Janitscharen
  Den Hauptmann in die Brust.

25    Ich heb' ihn flugs auf meinen Schimmel,
  Er hätt' es auch gethan,
  Und trag' ihn sanft aus dem Getümmel
  Zu einem Edelmann.

     Ich pflegte sein. Vor seinem Ende
30 Reicht' er mir all sein Geld
  Und diesen Kopf, drückt' mir die Hände,
  Und blieb im Tod noch Held.

     Das Geld mußt du dem Wirthe schenken,
  Der dreymal Plündrung litt,
35 So dacht' ich, und zum Angedenken,
  Nahm ich die Pfeife mit.

     Ich trug auf allen meinen Zügen
  Sie wie ein Heiligthum,
  Wir mochten weichen oder siegen,
40 Im Stiefel mit herum.

     Vor Prag verlor ich auf der Streife
  Das Bein durch einen Schuß,
  Da griff ich erst nach meiner Pfeife
  Und dann nach meinem Fuß.

45    »Ihr rührt mich, Freund, bis zu den Zähren.
  O! sagt, wie hieß der Mann,
  Damit auch mein Herz ihn verehren
  Und ihn beneiden kann.«

     Man hieß ihn nur den tapfern Walter:
50 Dort lag sein Gut am Rhein ...

   »Das war mein Ahne, lieber Alter,
  Und jenes Gut ist mein.«

     »Kommt, Freund! Ihr sollt bey mir nun leben!
  Vergesset eure Noth;
55 Kommt, trinkt mit mir von Walters Reben
  Und eßt von Walters Brod.«

     Nun, top! Ihr seyd sein wahrer Erbe!
  Ich ziehe morgen ein,
  Und euer Dank soll, wenn ich sterbe,
60 Die Türkenpfeife seyn.

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