Gottlob David Hartmann An meine Freunde

  Eures Sophrons Seele, Freunde, trübt
  In Schwermut sich.
  Habt ihr Tränen, Freunde, habt ihr Tränen?
  Weint für ihn.

5 Weint, mein Leben schleicht, ich zähle
  Meiner Tage Lauf,
  Nicht nach Jahren; jegliche Minute
  Zähl' ich ab.

  Flöh' es doch, mein banges Leben
10 Wie ein Seufzer weg,
  Danken wollt' ich, meinem Schöpfer danken,
  Daß es flieht.

  Auch den Brunnen meiner Augen
  Schloß mir die Natur,
15 Daß ich keine Trän' in meine Klagen
  Mischen kann.

  Tränen sind doch Lindrung, schaffe
  Mich zur Träne um!
  Schöpfer! glücklich wär', ich eine Träne,
20 Schmölz ich weg.

  Und die Quelle meines Grames
  Liegt in mir allein;
  Bergen will ich sie, mir selber bergen,
  Wenn ich kann.

25 Ich bin eine Saite, Lüftchen,
  Hauche sie nicht an,
  Ewig lockst du der Verspannten keinen
  Wohllaut ab.

  Ehmals floß von dieser Saite
30 Manche Harmonie,
  Als ich an dem Busen meiner Freundinn
  Fühlend lag.

  Und ihr sanftes stilles Lächeln,
  Das nur ich verstand,
35 Mich begeisternd oft zum tiefen, ernsten
  Denker schuf.

  Komm, mein Arzt, o Schlummer, wiege
  Mich in meinem Gram,
  Wach ich wieder auf, so sei's der Morgen
40 Jener Welt!

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