Gustav Falke Erntelied (1914)

  Der ganze Himmel glüht in hellen Morgenrosen;
  Mit einem letzten losen Traum noch im Gemüt
  Trinken meine Augen diesen Schein.
  Wach und wacher wie Genesungswein,
5 Und nun kommt von jenen Rosenhügeln
  Glanz des Tags und Wehn von seinen Flügeln,
  Kommt er selbst und alter Liebe voll,
  Daß ich ganz an ihm genesen soll.
  Gram der Nacht und was sich sonst verlor
10 Ruft er mich an seine Brust empor.
  Und die Wälder und die Felder klingen
  Und die Gärten heben an zu singen.
  Fern und dumpf rauscht das erwachte Meer.
  Segel seh' ich in die Sonnenweiten,
15 Weiße Segel frischen Windes gleiten,
  Stille, goldne Wolken obenher
  Und im Blauen sind es Wanderflüge?
  Schweig, o Seele, has du kein Genüge?
  Sieh, ein Königreich hat dir der Tag verliehn.
20 Auf! Dein Wirken preise ihn!

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