Gustav von Boddien Die Waldhexe
Vorbei, vorbei zu Feld und Wald
zu Roß in wilder Eile,
was willst du schwebende Gestalt
mit deinem Wink zur Weile?
5 Mein Bett ist nicht auf grüner Haid
und nicht im schatt'gen Walde,
es wartet mein die schönste Maid
und Liebe ruft: "komm balde!"
Laß ab, laß ab begleitend Weib,
10 dein Arm ist viel zu luftig,
dein Blick zu todt, dein schlanker Leib
zu kalt und nebelduftig.
Mein Lieb hat weiß'ren Arm als du,
hat Augen wie zwei Sterne,
15 und küßt und herzt und lacht dazu.
Was drohst du mir von ferne?
Der Reiher kreischt, es schlägt das Roß
die blutgespornten Flanken,
das Weib wird dreist und riesengroß
20 und wilder die Gedanken.
Vorbei, vorbei wie Fittig rauscht,
es nickt herab vom Baume,
es huscht und hascht, es lugt und lauscht,
schon greift sie nach dem Zaume.
25 Jetzt hat sie seinen Arm gefaßt,
umher beginnt's zu dunkeln,
es schwillt herauf, es drückt die Last,
des Weibes Augen funkeln.
Zwei Sprünge vom gestürzten Thier,
30 da liegt im dunkeln Walde
der Reiter todt im Arme ihr
und Liebe ruft: "komm balde!"

Bibliographische Daten
Gustav von Boddien
Die Waldhexe
Vorbei, vorbei zu Feld und Wald …
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