Heinrich Heine Lied des Gefangenen (1822)
Als meine Großmutter die Lise behext,
da wollten die Leut sie verbrennen.
Schon hate der Amtmann viel Tinte verkleckst,
doch wollte sie nicht bekennen.
5 Und als man sie in den Kessel schob,
da schrie sie Mord und Wehe;
und als sich der schwarze Qualm erhob,
da flog sie als Rab in die Höhe.
Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
10 O komm mich im Turme besuchen!
Komm, fliege geschwind durchs Gitter herein,
und bringe mir Käse und Kuchen.
Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
O möchtest du nur sorgen,
15 daß die Muhme nicht auspickt die Augen mein,
wenn ich luftig schwebe morgen.

Bibliographische Daten
Heinrich Heine (1797-1856)
Lied des Gefangenen
Als meine Großmutter die Lise behext, …
1822
Spätromantik
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