Hermann Lingg Mittagszauber (1857)
Vor Wonne zitternd hat die Mittagsschwüle
Auf Thal und Höh' in Stille sich gebreitet,
Man hört nur, wie der Specht im Tannicht scheitet,
Und wie durch's Tobel rauscht die Sägemühle.
5 Und schneller fließt der Bach, als such' er Kühle,
Die Blume schaut ihm durstig nach und spreitet
Die Blätter sehnend aus und trunken gleitet
Der Schmetterling vom seidnen Blüthenpfühle.
Am Ufer sucht der Fährmann sich im Nachen
10 Aus Weidenlaub ein Sonnendach zu zimmern,
Und sieht in's Wasser, was die Wolken machen.
Jetzt ist die Zeit, wo oft im Schilf ein Wimmern
Den Fischer weckt; der Jäger hört ein Lachen,
Und golden sieht der Hirt die Felsen schimmern.

Bibliographische Daten
Hermann Lingg (1820-1905)
Mittagszauber
Vor Wonne zitternd hat die Mittagsschwüle …
1857
Symbolismus
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