Hugo von Hofmannsthal Ballade des Äusseren Lebens (1894)

  Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen,
  Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben,
  Und alle Menschen gehen ihre Wege.

  Und süße Früchte werden aus den herben
5 Und fallen nachts wie tote Vögel nieder
  Und liegen wenig Tage und verderben.

  Und immer weht der Wind, und immer wieder
  Vernehmen wir und reden viele Worte
  Und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.

10 Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte
  Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,
  Und drohende, und totenhaft verdorrte ...

  Wozu sind diese aufgebaut und gleichen
  Einander nie? und sind unzählig viele?
15 Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?

  Was frommt das alles uns und diese Spiele,
  Die wir doch groß und ewig einsam sind
  Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele?

  Was frommts, dergleichen viel gesehen haben?
20 Und dennoch sagt der viel, der »Abend« sagt,
  Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt

  Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben.

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