Hugo von Hofmannsthal Über Vergänglichkeit (1894)

  Noch spür ich ihren Atem auf den Wangen:
  Wie kann das sein, daß diese nahen Tage
  Fort sind, für immer fort, und ganz vergangen?

  Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt,
5 Und viel zu grauenvoll, als daß man klage:
  Daß alles gleitet und vorüberrinnt.

  Und daß mein eignes Ich, durch nichts gehemmt,
  Herüberglitt aus einem kleinen Kind,
  Mir wie ein Hund unheimlich stumm und fremd.

10 Dann: daß ich auch vor hundert Jahren war
  Und meine Ahnen, die im Totenhemd,
  Mit mir verwandt sind wie mein eignes Haar,

  So eins mit mir als wie mein eignes Haar.

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