Hugo von Hofmannsthal Zuweilen kommen niegeliebte Frauen (1894)

  Zuweilen kommen niegeliebte Frauen
  Im Traum als kleine Mädchen uns entgegen
  Und sind unsäglich rührend anzuschauen,

  Als wären sie mit uns auf fernen Wegen
5 Einmal an einem Abend lang gegangen,
  Indess die Wipfel athmend sich bewegen,

  Und Duft herunterfällt und Nacht und Bangen,
  Und längs des Weges, unsres Wegs, des dunkeln,
  Im Abendschein die stummen Weiher prangen,

10 Und, Spiegel unsrer Sehnsucht, traumhaft funkeln,
  Und allen leisen Worten, allem Schweben
  Der Abendluft und erstem Sternefunkeln

  Die Seelen schwesterlich und tief erbeben
  Und traurig sind und voll Triumphgepränge
15 Vor tiefer Ahnung, die das grosse Leben

  Begreift und seine Herrlichkeit und Strenge.

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