Johann Baptist Mayrhofer Atys

  Der Knabe seufzt über's grüne Meer,
  Vom fernenden Ufer kam er her,
  Er wünscht sich mächtige Schwingen,
  Die sollten ihn ins heimische Land,
5 Woran ihn ewige Sehnsucht mahnt,
  Im rauschenden Fluge bringen.

  "O Heimweh! unergründlicher Schmerz,
  Was folterst du das junge Herz?
  Kann Liebe dich nicht verdrängen?
10 So willst du die Frucht, die herrlich reift,
  Die Gold und flüssiger Purpur streift,
  Mit tödlichem Feuer versengen?

  Ich liebe, ich rase, ich hab' sie gesehn,
  Die Lüfte durchschnitt sie im Sturmeswehn,
15 Auf löowengezogenem Wagen,
  Ich mußte flehn; o nimm mich mit!
  Mein Leben ist düster und abgeblüht;
  Wirst du meine Bitte versagen?

  "Sie schaute mit gütigem Lächeln mich an;
20 Nach Thrazien zog uns das Löwengespann,
  Da dien' ich als Priester ihr eigen.
  Den Rasenden kräzt ein seliges Glück,
  Der Aufgewachte schaudert zurück;
  Kein Gott will sich hülfreich erzeigen.

25 Dort, hinter den Bergen im scheidenden Strahl
  Des Abends entschlummert mein väterlich Tal;
  O wär' ich jenseits der Wellen!"
  Seufzet der Knabe. Doch Cymbelgetön
  Verkündet die Göttin; er stürzt von Höh'n
30 In Gründe und waldige Stellen.

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