Johann Gaudenz von Salis-Seewis Lied zu singen bei einer Wasserfahrt (1798)

  Wir ruhen, vom Wasser gewiegt,
  Im Kreise vertraulich und enge;
  Durch Eintracht wie Blumengehänge
  Verknüpft und in Reihen gefügt;
5 Uns sondert von lästiger Menge
  Die Flut, die den Nachen umschmiegt.

  So gleiten, im Raume vereint,
  Wir auf der Vergänglichkeit Wellen,
  Wo Freunde sich innig gesellen
10 Zum Freunde, der redlich es meint!
  Getrost, weil die dunkelsten Stellen
  Ein Glanz aus der Höhe bescheint.

  Ach! trüg' uns die fährliche Flut
  Des Lebens so friedlich und leise!
15 O drohte nie Trennung dem Kreise,
  Der, sorglos um Zukunft, hier ruht!
  O nähm' uns am Ziele der Reise
  Elysiums Busen in Hut!

  Verhallen mag unser Gesang,
20 Wie Flötenhauch schwinden das Leben:
  Mit Jubel und Seufzern verschweben
  Des Daseins zerfließender Klang!
  Der Geist wird verklärt sich erheben,
  Wenn Lethe sein Fahrzeug verschlang.

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