Johann Georg Jacobi Trauer der Liebe (1773)
Wo die Taub' in stillen Buchen
Ihren Tauber sich erwählt,
Wo sich Nachtigallen suchen,
Und die Rebe sich vermählt;
5 Wo die Bäche sich vereinen,
Ging ich oft mit leichtem Scherz,
Ging ich oft mit bangem Weinen,
Suchte mir ein liebend Herz.
O, da gab die finstre Laube
10 Leisen Trost im Abendschein;
O, da kam ein süßer Glaube
Mit dem Morgenglanz im Hain;
Da vernahm ich's in dem Winden,
Ihr Geflüster lehrte mich:
15 Daß ich suchen sollt und finden,
Finden, holde Liebe, dich!
Aber ach! wo blieb auf Erden,
Holde Liebe, deine Spur?
Lieben, um geliebt zu werden,
20 Ist das Los der Engel nur.
Statt der Wonne fand ich Schmerzen,
Hing an dem, was mich verließ;
Frieden gibt den treuen Herzen
Nur ein künftig Paradies.

Bibliographische Daten
Johann Georg Jacobi (1740-1814)
Trauer der Liebe
Wo die Taub' in stillen Buchen …
1773
Hochromantik
Neuen Kommentar hinzufügen
Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.