Johann Nepomuk Vogl Heinrich der Vogler (1836)

  Herr Heinrich sitzt am Vogelherd
  Recht froh und wohlgemut;
  Aus tausend Perlen blinkt und blitzt
  Der Morgenröthe Glut.

5 In Wies' und Feld und Wald und Au –
  Horch, welch' ein süßer Schall!
  Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,
  Die süße Nachtigall!

  Herr Heinrich schaut so fröhlich d'rein:
10 »Wie schön ist heut' die Welt!
  Was gilt's? heut' gibt's 'nen guten Fang!«
  Er lugt zum Himmelszelt.

  Er lauscht und streicht sich von der Stirn'
  Das blondgelockte Haar,
15 »Ei doch! was sprengt denn dort herauf
  Für eine Reiterschaar?«

  Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt,
  Es naht der Waffen Klang.
  »Daß Gott! die Herr'n verderben mir
20 Den ganzen Vogelfang!«

  »Ei nun! – Was gibt's?« – Es hält der Troß
  Vor'm Herzog plötzlich an,
  Herr Heinrich tritt hervor und spricht:
  »Wen sucht ihr, Herr'n? sagt an.«

25 Da schwenken sie die Fähnlein bunt
  Und jauchzen: »Unsern Herrn! –
  Hoch lebe Kaiser Heinrich! – Hoch
  Des Sachsenlandes Stern!«

  Dieß rufend, knie'n sie vor ihn hin
30 Und huldigen ihm still,
  Und rufen, als er staunend fragt:
  »S' ist deutschen Reiches Will'!«

  Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt
  Hinauf zum Himmelszelt;
35 »Du gabst mir einen guten Fang!
  Herr Gott, wie Dir's gefällt.« –

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