Johann Timotheus Hermes An die Einsamkeit

  Sei du mein Trost, verschwiegene Traurigkeit!
  Ich flieh' zu dir mit so viel Wunden,
  Nie klag' ich Glücklichen mein Leid:
  So schweigt ein Kranker bei Gesunden.

5 O Einsamkeit! Wie sanft erquickst du mich,
  Wenn meine Kräfte früh ermatten!
  Mit heißer Sehnsucht such' ich dich:
  So sucht ein Wandrer, matt, den Schatten.

  Hier weine ich. Wie schmähend is der Blick,
10 Mit dem ich oft bedauert werde!
  Jetzt, Tränen, hält euch nichts zurück:
  So senkt die Nachttau auf die Erde.

  O daß dein Reiz, geliebte Einsamkeit!
  Mir oft das Bild des Grabes brächte:
15 So lockt des Abends Dunkelheit
  Zur tiefen Ruhe schöner Nächte.

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