Johann Timotheus Hermes An die Einsamkeit
Sei du mein Trost, verschwiegene Traurigkeit!
Ich flieh' zu dir mit so viel Wunden,
Nie klag' ich Glücklichen mein Leid:
So schweigt ein Kranker bei Gesunden.
5 O Einsamkeit! Wie sanft erquickst du mich,
Wenn meine Kräfte früh ermatten!
Mit heißer Sehnsucht such' ich dich:
So sucht ein Wandrer, matt, den Schatten.
Hier weine ich. Wie schmähend is der Blick,
10 Mit dem ich oft bedauert werde!
Jetzt, Tränen, hält euch nichts zurück:
So senkt die Nachttau auf die Erde.
O daß dein Reiz, geliebte Einsamkeit!
Mir oft das Bild des Grabes brächte:
15 So lockt des Abends Dunkelheit
Zur tiefen Ruhe schöner Nächte.

Bibliographische Daten
Johann Timotheus Hermes (1738-1821)
An die Einsamkeit
Sei du mein Trost, verschwiegene Traurigkeit! …
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