Johann Wolfgang von Goethe Neue Liebe, neues Leben (1805)

  Herz, mein Herz, was soll das geben?
  Was bedränget dich so sehr?
  Welch ein fremdes neues Leben!
  Ich erkenne dich nicht mehr!
5 Weg ist alles, was du liebtest,
  Weg, warum du dich betrübtest,
  Weg dein Fleiß und deine Ruh',
  Ach, wie kamst du nur dazu!

  Fesselt dich die Jugendblüte,
10 Diese liebliche Gestalt,
  Dieser Blick voll Treu und Güte
  Mit unendlicher Gewalt?
  Will ich rasch mich ihr entziehen,
  Mich ermannen, ihr entfliehen,
15 Führet mich im Augenblick
  Ach, mein Weg zu ihr zurück.

  Und an diesem Zauberfädchen,
  Das sich nicht zerreissen läßt,
  Hält das liebe, lose Mädchen
20 Mich so wider Willen fest,
  Muß in ihrem Zauberkreise
  Leben nun auf ihre Weise.
  Die Verändrung, ach wie groß!
  Liebe, Liebe, laß mich los!

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