Johann Wolfgang von Goethe Abglanz – 1. Fassung (1815)
Ein Spiegel er ist mir geworden,
Ich sehe so gerne hinein,
Als hinge des Kaysers Orden
An mir mit Doppelschein;
5 Nicht etwa selbstgefällig
Such' ich mich überall;
Ich bin so gerne gesellig
Und das ist hier der Fall.
Wenn ich nun vorm Spiegel stehe,
10 Im stillen Wittwerhaus,
Gleich guckt, eh' ich mich versehe,
Das Liebchen mit heraus.
Schnell kehr' ich mich um, und wieder
Verschwand sie die ich sah,
15 Dann blick ich in meine Lieder,
Gleich ist sie wieder da.
Die schreib' ich immer schöner
Und mehr nach meinem Sinn,
Trotz Krittler und Verhöhner,
20 Zu täglichem Gewinn.
Ihr Bild in reichen Schranken
Verherrlichet sich nur,
In goldnen Rosenranken
Und Rähmchen von Lasur.

Bibliographische Daten
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Abglanz – 1. Fassung
Ein Spiegel er ist mir geworden, …
1815
Klassik
« Annette von Droste-Hülshoff: Das Haus in der Haide
» Hugo von Hofmannsthal: Der Schiffskoch, ein Gefangener, singt:
- Nähe des Geliebten
- Der Abschied
- Mignon III ("So laßt mich scheinen, bis ich werde ...")
- Mignon II ("Nur, wer die Sehnsucht kennt …")
- Mignon I ("Heiß mich nicht reden, heiß mich schweigen …")
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