Johann Wolfgang von Goethe Ach neige – 1. Fassung (1790)

  Ach neige
  Du schmerzenreiche
  Dein Antliz ab zu meiner Noth

  Das Schwert im Herzen
5 Mit tauben Schmerzen
  Blickst auf zu deines Sohnes Tod!
  Zum Vater blickst du
  Und Seufzer schickst du
  Hinauf um sein und deine Noth!

10 Wer fühlet
  Wie wühlet
  Der Schmerz mir im Gebein?
  Was mein armes Herz hier banget,
  Was es zittert, was verlanget
15 Weißt nur du, nur du allein

  Wohin ich immer gehe,
  Wie Weh wie Weh wie wehe
  Wird mir im Busen hier.
  Ich bin ach kaum alleine
20 Ich wein ich wein ich weine
  Das Herz zerbricht in mir.

  Die Scherben vor meinem Fenster
  Bethaut ich mit Trähnen ach!
  Als ich am frühen Morgen
25 Dir diese Blumen brach

  Schien hell in meine Kammer
  Die sonne früh herauf
  Sass ich in allem Jammer
  In meinem Bett schon auf.

30 Hilf retten mich von Schmach und Todt!
  Ach neige
  Du schmerzenreiche
  Dein Antliz ab zu meiner Noth!

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